Michél Mayer: COUTURE VOM FEINSTEN
Seit 15 Jahren gibt es sie schon, die kleine feine Boutique der österreichischen Designerin Michél Mayer. Im Herzen Wiens, in der Singer Straße, nur einen Steinwurf von Steffl und Graben entfernt, finden Fashionistas und Businessfrauen Mode mit dem Hauch von Avantgarde, die die Individualität ihrer Trägerin unterstreicht und besonders macht. Unter ihrem namensgleichen Label designt die 44jährige lässig coole Alltagsmode, elegante Abend- und Brautkleider, bequeme Kaschmirteile mit dem Anspruch, Frauen schöner zu machen.Gerade zurück von der Pariser Premiere Vision, der internationalen Textilien- und Stoffmesse, sprüht Michél Mayer vor neuen Ideen: „Diese Messe ist ein Input für mich, sie zeigt die zukünftigen Trends für Farben, Prints und Stoffe. Starke grafische Muster, Art Deco und“, verrät sie, „zum Teil kräftige Farben. Es wird bunt!“ Zwei Kollektionen entwirft Michél Mayer pro Jahr bestehend aus bis zu 40 Pieces: „Ich nehme mir zwar immer wieder vor zu reduzieren“, gesteht sie, „aber mit den Entwürfen kommen die Ideen und die mag und kann ich nicht minimieren!“
Die Inspiration kommt für die Austro-Designerin mit dem Stoff: „Ich lasse die Haptik des Materials auf mich wirken, mich leiten. Bei mir gibt es keine Skizzen und keine Entwürfe, meine Kreativität entsteht im Tun. Ich schneide nicht zu, ich drapiere auf der Kleiderpuppe und das ist zugegeben ziemlich schwierig, aber dafür umso befriedigender.“ Sie lacht, „man muss nur wissen was man will und trotzdem, wie ein Kleid letztendlich aussieht, steht selbst für mich am Anfang noch nicht hundertprozentig fest, das kristallisiert sich erst im Lauf des Arbeitens heraus, und das ist das Spannende!“

Michél Mayer zeichnet keine Schnitte, macht keine Entwürfe – sie drapiert direkt auf der Kleiderpuppe © Ernst Kainerstorfer
Angefangen hatte dieses „modische Suchtverhalten“ schon in der Kinderstube. „Meine Mutter war sehr modebewusst und hat schicke Kleider für uns Kinder genäht“, erinnert sich Michél Mayer. „Das hat mich fasziniert und darum habe ich mir schon mit acht Jahren eine elektrische Kindernähmaschine gewünscht und auch bekommen. Sie war rot-weiß und darauf nähte ich die Kleider für meine Puppen. Ich konnte sogar Schnittzeichnen, doch die Schule war schlussendlich wichtiger!“ Nach der Handelsakademie begann sie zwar ein Betriebswirtschaftsstudium, „aber das war nur ein kurzer Sidestep, denn ich habe schnell begriffen, das ist nichts für mich: ich will Mode machen!“ Kurzentschlossen wechselte die kreative Michél in die Herbststraße ins Kolleg für Mode- und Bekleidungstechnik und gründete nach ihrem Abschluss 1995 ihr Label Michél Mayer. In der Küche ihrer Oma im niederöstereichischen Berndorf entstand dann die erste kleine Kollektion. „Beim Wunderl (Anm.: bekanntes Schuhgeschäft in Wiener Neudorf) durfte ich eine Kleiderstange mit meinen Modellen aufstellen. Das Feedback war überaus positiv und mich hat’s gefreut!“
2001 eröffnete sie ihren Shop in der Singer Straße im ersten Wiener Gemeindebezirk, den sie bis heute erfolgreich führt. „Ich war mit meiner Mode bei den internationalen Fashion Weeks, ich habe Preise gewonnen und als Freelancer für Palmers und Sportwear Berghaus designt. Mein Label gab es in Hong Kong, Cairo, Hamburg, Kuwait und San Francisco. Und ich habe immer alles selbst gemacht und diese One-Woman-Show“, räumt Michél Mayer ein, „geht mit der Zeit an die Substanz. Deshalb liegt mein Fokus heute auf meinem Shop. Ich habe mich für die Familie entschieden!“ Kein Wunder, vervollständigt seit 16 Monaten doch ein kleiner Sohn das Eheglück. Geht sich denn der Spagat zwischen Shop, Design, Kunden- und Kinderbetreuung aus? „Kein Problem“, versichert die Jungmutter, „mein Mann ist der perfekte Papa und ich bin multitasking-fähig!“
Im Shop arbeitet Michél Mayer jetzt im Team: „Das Design kommt zwar ausschließlich von mir, aber ich habe zwei überaus tolle und kreative Schneidermeisterinnen, die mich voll unterstützen und auch gut auf Kunden eingehen können. Wir ziehen an einem Strang!“ So ensteht im Atelier hinter dem Shop, in dem Kundinnen jederzeit willkommen sind, schlichte, tragbare Tagesmode mit einem Hauch von Avantgarde, bequem und individuell, aus Kaschmir, Seide, Jersey, Viskose aber auch Hightech-Materialien aus dem Sportbereich. „Natürlich gibt es nicht jedes Teil in jeder Größe“, räumt die Designerin ein, „doch ich arbeite viel mit elastischem Material und Onesize. Meine Kunden schätzen die Beratung, dass hier angepasst wird, sie sehen wie produziert, genäht und auf ihre Wünsche eingegangen wird. Das persönliche Gespräch“, weiß Michél Mayer, „gibt mir ein kreatives Feedback, einen Input, ist eine wichtige Info, was ankommt und was nicht – das beeinflusst die Kollektion, die nicht für die breite Masse, sondern speziell ist. Und genau das erwarten meine Kundinnen.“
Den „Dauerrenner“ Kaschmir gibt es bei Michél Mayer das ganze Jahr über „und einige meiner Kundinnen entwickeln ein echtes Suchtverhalten“, freut sich die Designerin. „Sie können die nächste Kollektion oft kaum erwarten und manche haben schon zehn oder noch mehr Teile in ihrem Schrank!“ Besonders originell auch das Designteil Change, das sich in Kombination aus zwei Stoffarten in Farbnuancen zwischen Weiss und Schwarz, Taupe, Nude und Creme als echter Allrounder präsentiert. Es kann sechsfach variiert werden, ganz nach Lust und Laune seiner Trägerin. Da gibt es kein Oben oder Unten, kein Vorne oder Hinten, ganz nach Raffung ist diese Michél-Mayer-Schöpfung als lässige Bluse, Bluse und Mini- bzw. Midirock, als Jumpsiut oder Top mit Hose tragbar. Ein Teil, mit dem „frau“ mit Handgepäck 5 Tage Urlaub machen und sich trotzdem jeden Tag in einem anderen Outfit zeigen kann.

Aus Seide, Organza, hauchzartem Tüll und kostbarer Spitze entstehen edle Brautroben und außergewöhnliche Ballkleider © Katharina Harris
Das absolute Highlight jeder Kollektion sind unbestritten die Braut- und Abendkleider. „Das sind meine Masterpieces, das ist Couture“, bestätigt Michél Mayer. „Wenn ich die edlen Stoffe aus Italien und Frankreich auf der Puppe zu drapieren beginne und Schicht um Schicht ein wunderbares, einzigartiges Kleid entsteht, dann ist das auch für mich etwas ganz Besonderes.“ Aus Seide, Organza, hauchzartem Tüll und kostbarer Spitze entstehen Feenkleider, edle Brautroben, Ballkleider voller Eleganz, Dramatik oder Opulenz. „Für einige dieser Kleider drapiere ich bis zu 30 Meter Stoff“, verrät die Vielseitige, „und das Resultat ist einfach umwerfend!“ Spontanität, Kreativität, der ständige Wandel, der sich ändernde Geschmack, die Möglichkeit, Neues zu schaffen, das alles ist für die Austro-Designerin eine spannende Herausforderung, die es zu bewältigen gilt. „Manchmal“, räumt sie ein, „hängt es, aber dann läuft es auch wieder. Und am Ende kommt immer etwas Gutes heraus: ein schönes Kleid.“