FLORIAN STOCKINGER macht was er liebt!
Er ist der jüngste Schmiedemeister Österreichs, liebt das Handwerk und beschäftigt sich leidenschaftlich mit der Erzeugung edler Messer aus Stahl. Anfang 2015 gründete Florian Stockinger seine Firma Lilienstahl. Im Interview erzählt der Jungunternehmer über seinen Einstieg in die Selbstständigkeit, was es heißt Verantwortung zu tragen und über die Magie perfekter Formen.
Florian Stockinger widmete sich bereits während seiner Schulzeit dem Schleifen und Schmieden. Das liegt ihm offensichtlich im Blut: „Ich habe immer zuhause am Wochenende geschmiedet, geschliffen – Messer gebaut. Halt grottenschlecht, richtig mies, einfach wie ein Zwölfjähriger ein Messer bauen würde. Das hat sich über die Jahre Gott sei Dank weiterentwickelt“, erklärt der nunmehrZweiundzwanzigjährige lachend seine Begeisterung. Die Reifeprüfung hat Florian Stockinger am TGM in Wien abgeschlossen. „Mich hat Technik immer fasziniert und ich wollte auch immer eine technische Ausbildung machen. Das hat mich so sehr fasziniert, dass ich in der ersten Klasse gleich sitzen geblieben bin – ich wollte ein bisschen länger dortbleiben … “ (lacht). Nach dem Schulabschluss bewältigte er eine 50 – 70 Stunden Woche, arbeitete als Sanitäter für den Zivildienst und legte seine Meisterprüfung zum Schmiedemeister ab – ein Pensum, das in dem Alter nicht selbstverständlich ist!
Hat er es bereut, schon so früh sein eigenes Unternehmen zu gründen und dadurch schon viel mehr Verantwortung als seine studierenden Freunde zu tragen? „Ich hatte immer die Einstellung: Der Mensch, der nicht bereit ist Verantwortung zu übernehmen, der bekommt auch keine Freiheiten. Deswegen war das für mich kein Laster, sondern eher ein Weg zur Selbstbestimmung. Ich kann mir meinen Tag selber einteilen. Ich bin mein eigener Herr und ich kann das machen, was mir gefällt.“
Obwohl sich die Suche nach einem geeigneten Betriebsgrundstück zunächst als etwas schwierig erwies, fand sich schließlich eine alte Stahlgießerei in Ernstbrunn, die vor zwei Jahren ihren Betrieb aufgegeben hatte. Da die Kapazität von Vermieterseite nicht gegeben war, begann Florian Ende September 2014 die 106 qm eigenhändig zu renovieren. „Ich hab dem Vermieter vorgeschlagen, das Material zu bezahlen und ich mach dafür die ganzen Renovierungsarbeiten – ich beschaffe die ‚man-power’, um das umzusetzen.“ Ende Jänner 2015 waren die Arbeiten schließlich abgeschlossen und seit 2. Februar läuft die Fertigung in der alten Stahlgießerei.
Während der Schulzeit arbeitete der ambitionierte Jungunternehmer mit einem Baumarktschleifgerät, konstruierte und baute aber bereits im HTL-Maturajahr privat seinen ersten Bandschleifer selbst und arbeitet nun mit Maßbandschleif- und CNC Fräsmaschinen.
Florian Stockinger hat sich vor allem auf die Herstellung von Messern spezialisiert, deren Fertigungstechnik für ihn eine echte Faszination ausüben. „Diese unglaubliche Perfektion von Formen, Proportionen, Linienführungen, dem Farbenspiel diverser Materialien und Oberflächen – das hat für mich etwas Magisches.“ Neben den handgearbeiteten, außergewöhnlichen Messern bietet Lilienstahl auch Teile oder Teilefertigung für den Maschinen- und Anlagenbau an.
Der Name des Unternehmens hat einen besonderen Hintergrund: da die Familie väterlicherseits in der Renaissance zum Handelsgeschlecht der „Fugger von der Lilie“ gehörte, wählte Florian die Lilie für seinen Firmennamen.
Was war seine größte Herausforderung auf dem Weg in die Selbständigkeit? Florian meint dazu: „Durchzuhalten. Dass man einfach den Zweifeln nicht nachgibt! Denn, auch wenn ich entschlossen bin und weiß, was ich gerne tue und in welche Richtung ich gehen will, kommen Zweifel einfach auf. Da muss man dann unbeirrt weitermachen!“
www.lilienstahl.at