REISETAGEBUCH TEIL II: JAGDGUT WACHTELHOF
Ein Auszeit-Reisetagebuch in 3 Teilen – von LIANE SEITZ
Auf der Suche nach dem perfekten Auszeit-Refugium, das weder so asketisch wie ein Kloster noch so vordergründig wie ein Thermenhotel anmuten sollte, fiel die Wahl auf 3 Hotels, die allesamt gediegen, heimelig und eine Art Zuhause für eine verlorene, allein reisende Seele bieten sollten.
LIANE SEITZ hat das WIESERGUT, das JAGDGUT WACHTELHOF und das RESORT SVATÁ KATERINA besucht und auf Herz und Nieren getestet:
TEIL II: JAGDGUT ACHTELHOF in Maria Alm
… es darf ein bisschen mehr sein …
In einer Zeit, in der Individualität, Flexibilität und das Eingehen auf individuelle Wünsche eng mit Luxus verbunden ist, konnten meine Erwartungen in diesem perfekt designten und durchaus komfortablen Boutique Hotel, größtenteils nicht erfüllt werden.
Zugeben, wenn man alleine reist, ist man noch viel aufmerksamer, sensibler und empfänglicher für vermeidbare Fehler eines überhaupt nicht eingespielten Personals. Darüberhinaus ist es vielleicht verzeihbar, aber höchst undiplomatisch, bereits beim Abstellen der Koffer und noch vor der Übergabe der Schlüssel, mit den starren Gepflogenheiten und Dos & Dont´s konfrontiert zu werden.
ZWEI Hauben …
So wird das Abendessen entweder um 18.30 oder um 20.30 Uhr serviert und lässt kaum Raum für Spontanität oder Launen. Von einem mit dem Prädikat Gault & Millau Österreich Hotel des Jahres 2016 gekürtem Haus, habe ich mir etwas anderes erwartet. 2017 erhielt das Restaurant zudem zwei Hauben. Durchaus verdient, das Essen ist wirklich hervorzuheben und für viele Gäste eine Attraktion per se.
Küchenchef Carlo Neumann möchte mit seinen Gerichten die österreichische Küche beflügeln. Was ihm mit dem köstlichen Tafelspitz oder der Neuinterpretation des Kaiserschmarrns beeindruckend gelungen ist.
Da sehe ich sogar darüber hinweg, dass in der Vor- und Nachsaison nur ein einziger Menüvorschlag und kaum vegane Alternativen oder fleischlose Gerichte angeboten werden.
… drei Saunas, ein Pool
Das „Heurigen Spa”, mehrfach angepriesen und in sämtlichen Hochglanzmagazinen als eines der schönsten Wellness-Chalets im Winter beschrieben, ist gerade mal fünf Stunden täglich (von 15 bis 20 Uhr) geöffnet.
Was für Skifahrer und Wintersportler eher kein Problem darstellt, aber für jemanden wie mich, der in Ruhe auch mal tagsüber saunieren und in wohliger Atmosphäre die insgesamt drei Saunen und den Außen-Whirlpool sowie den grandios designten Chalet-Innenraum genießen möchte, schlichtweg inakzeptabel.
Großes Lob gebührt freilich dem Fotografen, der das Hotel wirklich von seiner Schokoladenseite abgelichtet hat. Auf den Fotos der Hotelbroschüre und der Website sieht man zum Beispiel nicht, dass das Außenpool in die Jahre gekommen ist und der Weg vom Hauptgebäude in das Chalet über einen unwegsamen Untergrund durchs Freie führt.
… und ein professionelles Verwöhn-Programm
Die drei Behandlungsräume für Beauty-Treatments und Massagen sowie ein weiterer großzügiger Ruhebereich mit Kamin, befinden sich im Untergeschoß des Hauptgebäudes. Die Massagen und Schönheitsanwendungen sind top, nicht zuletzt deshalb, weil es sich bei den behandelnden Fachkräften großteils um Leute aus der Region handelt, die einen besonders liebenswürdig und herzlich verwöhnen.
Mein TIPP:
Raus in die Natur! Auch wenn die Zimmer und Suiten höchst geschmackvoll und heimelig eingerichtet sind, ruft der Berg. Das Hinterthal mitten in der imposanten Bergwelt des Hochkönigs auf 1020 Seehöhe gelegen, ist einen Besuch wert. Die Landschaft ist so atemberaubend schön und Winter wie Sommer ganz oben auf der Liste, wenn einem die Wanderlust packt.
Unbedingt einkehren sollte man in dem in Fußdistanz gelegenen Landhotel-Schafhuber, um dort einen Strudel frisch aus dem Ofen zu genießen. Das rein familiengeführte Wander- & Kräuterhotel bietet authentische Gastfreundschaft, die zwar nicht mit Sternen gekürt, aber dafür mit einer gehörigen Portion Herzlichkeit versehen ist. Danke an die Tochter des Hauses, die mich nach einer stundenlangen Schneewanderung trotz „noch geschlossenem Betrieb“ willkommen hieß. Wünsche und Bedürfnisse kennen eben keine Sperrstunde 😉
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