FRAUEN WOLLEN NUR DAS EINE …
… schöne Schuhe. „Da sind Sie wie kleine Mädchen im Zuckerlgeschäft“, meint Laco Eisenburger.
Laco Eisenburger ist eine Tochter aus gutem Hause. Sie entstammt einer uralten siebenbürgischen Familie, die ihre Ursprünge in das 12. Jahrhundert zurückführen kann. Siebenbürgen gehörte bis 1944 zum Königreich Rumänien. Dessen Elite war mindestens so elegant, wie die ehemals legendäre ungarische.Eigentlich eleganter als die damals westliche Gesellschaft, da man immer noch den etwas geheimnisvollen Glanz bojarenhafter Würde spüren konnte.
Ihre Urgroßmutter Leila Dumon saß einmal bei einem Dinner neben Atatürk, dem Staatschef und Gründer der modernen Türkei. Er bewunderte ihre große Schönheit und ihre wundervolles Haare sehr und meinte, es wäre eigentlich sehr schade, dass die Frauen in seinem Land Kopftücher zu tragen hätten. Er müsse das möglichst bald ändern. Kurz darauf ist der Schleierzwang auch aufgehoben worden. Das ist eine wirklich wahre Begebenheit. Erstaunlich, von welch kleinen, persönlichen und zufälligen Dingen manchmal große Veränderungen und Entscheidungen abhängen.
Laco wächst in Oberösterreich auf einem wunderschönen Besitz ihres Vaters auf, dem Hummelhof. Sie hat vier Geschwister. Jedes der Mädchen wird eine europaweit bekannte Schönheit. Sie besucht eine private Klosterschule in Wien. Hat endlich die Schule hinter sich – genießt das Leben wie ein junger Hund. Pendelt von Fest zu Fest zwischen N.Y., Rom, London, den üblichen verdächtigen Skiorten Italiens und der Schweiz …
Auf einer Einladung in Rom lernt sie ihren zukünftigen Mann kennen. Ein wunderbares Leben in Mailand beginnt.
Dort ist sie viele Jahre „Glambassador“. Das ist in Italien üblich: Damen aus der Gesellschaft werden von den großen Modehäusern eingekleidet.
Laco kann Kleider von Valentino bis Missoni und Gianfranco Ferrè haben, soll diese Kleider lediglich zu verschiedenen Anlässen tragen. Sie sitzt bei den Alta Moda Schauen auf der Piazza Navona unterm Sternenhimmel neben Gianfranco höchstpersönlich … herrlich war das … nur das Blitzlichtgewitter störte etwas …
Dann wird’s doch etwas ernster. Eine Scheidung und alle damit verbundenen Traurigkeiten folgen. Dank ihrer starken Persönlichkeit übersteht sie alles gut und steigt wie der sprichwörtliche Phönix aus der Asche.
Laco, du entwirfst wunderschöne Esprandrilles und Schuhe in allen nur erdenklichen Farben und bist damit sehr erfolgreich. Wie bist du auf diese Idee gekommen?
Freunde haben mich immer wieder auf meinen Stil angeredet und seit 20 Jahren hatte ich ja schon in der Mode gearbeitet.
Ich war „Glambassador.“ Das ist eine Art Testimonial. Man sollte Kleider die man bekommen hatte lediglich zu verschiedenen Anlässen tragen.
Manche Kleider konnte man behalten, teilweise hat man sie natürlich auch zurückgebracht. Viele konnte man zu lächerlich günstigen Preisen kaufen.
Wie wird man für so etwas ausgewählt, kann man sagen: „Ich würde sooo gerne …“
Nein, leider! Man muss die Leute kennen und dann wird man halt gefragt.
Aber, um auf deine ursprüngliche Frage zurückzukommen, wie ich auf die Idee mit den Schuhen gekommen bin:Ich saß in Italien mit einer Freundin in Forte dei Marmi am Strand. Sie hatte sehr fesche Schuhe an und sagte mir, dass es eben dort ein kleines Familienunternehmen gibt, das dir jeden Schuh macht, den du möchtest. Und wirklich: in der Sekunde wusste ich, das mach ich!!!!
Ich bin dort hin, hab 10 Paar bestellt, weil ich sehen wollte, wie die gemacht sind. Außerdem wollte ich durchs Selbsttragen eine gewisse quality control haben. Man hat mich gleich drauf angesprochen, wie chic diese Slippers sind.
Da bist du in guter Gesellschaft. Die Coco Chanel hat ihre ersten Sachen genau so verkauft, durchs eigene Tragen.
Natürlich hab ich auch Glück gehabt, weil genau in dem Jahr ein totaler Modeboom mit diesen Slippers war.
Ich habe 10 Paar in jeder Farbe produzieren lassen und Fotos von den Schuhen Mitte Februar 2013 auf Facebook gestellt. Am ersten April kam die erste Bestellung. Und ich muss wirklich sagen, danach hat sich ein Tor nach dem anderen aufgetan. Ohne dass ich das irgendwie gepusht hätte. Es begann tatsächlich mit diesem Gespräch am Strand. Und ich habe an die Idee geglaubt!
Bald habe ich eine PR Agentur beauftragt, Produktfotos machen lassen und die Schuhe europaweit lanciert.
Jetzt bin ich sehr froh darüber, dass ich auch einen Investor hab, weil ich nun nicht mehr alles selber machen muss. Das ist wichtig, weil es doch Momente gibt, in denen du total zweifelst und so jemand sagt dann, „nein schau, wir machen das so und so“. Das hilft schon sehr!
Ich bin sehr gut im Umgang mit Farben und Design, aber ich hab auch große Defizite. Zahlen sind für mich eine Katastrophe! Da sind Männer naturgemäß besser.
Ein Investor ist mir lieber, weil ich keine Bank im Nacken sitzen haben will. Mit Banken macht fast jeder schlechte Erfahrungen. Zuerst helfen sie dir mit Geld und dann hacken sie dir Füße und Hände ab.
Gott sei Dank konnte dich keine Bank bremsen.
Bei den Slippers bist du auch nicht stehen geblieben?
Bis 2014 hab ich nur die Slipper produzieren lassen und dann bald über andere Modelle nachgedacht.
So entstand die Sommerversion für den Strand, die Espandrilles. Jetzt gibt es auch ein Wintermodell, die Chelsea Boots.
Erwähnenswert ist auch, dass deine Schuhe wie deine Kinder heißen.
Ja, mein erstes Modell ist die PENELOPE – Penni unser Labrador. Da war bei den Kindern große Beleidigung angesagt: „ … natürlich die Penni und wer sind wir? …“
Mein Zweites ist der FRICCI – das ist der Federico, der Slipper mit Tassel. Das ist auch der Bestseller und dem Fricci ist durchaus wichtig, dass er als Bub der Bestseller ist.
Mein Drittes ist die CAROLINA, das ist der Espandrille.
Das Vierte sind die Chelsea Boots, das ist die SOFIA.
Das Fünfte sind die LACO, das sind die pointed loafers.
Lacos’s – so heißt auch dein Label. Was machst du, wenn du in Zukunft neue Schuhe kreierst? Kriegst du dann noch mehr Kinder?
Nein, nein, … (lacht) vielleicht noch ein paar neue Hunde!
Das Tempo, mit dem dein Business gewachsen ist, finde ich wirklich faszinierend.
Stimmt! Ich war überhaupt nicht drauf vorbereitet, vor allem nicht auf die Geschwindigkeit.
Die Modelle entwirfst du alle selber?
Ich designe das Modell und die italienische Werkstatt produziert es dann. Die Schuhe sind wirklich alle handgemacht und kommen eben aus dem gewissen Familienbetrieb in Italien.
Leider bin ich eine grauenhafte Perfektionistin, da müssen die armen Italiener schon kämpfen. Ich habe ständig das Business im Kopf, bin ununterbrochen am Überlegen, 24 Stunden lang.
Aber mein Job ist eben meine Passion, ich bin ein totaler Schuhfetischist, ich liebe es! Wie wahrscheinlich jede Frau. Es gibt Damen, die kommen zu mir, sehen die Schuhe in den vielen Farben: sie sind dann wie kleine Mädchen in einer Zuckerlfabrik … keine Frau kann bei Schuhen widerstehen! Das ist halt so, das ist ja eine alte Geschichte. Dass sie zu mir kommen, ist das natürlich ein Kompliment.
Und deine Familie? Wie hat sie deinen Erfolg kommentiert?
Die Eltern waren natürlich sehr stolz. Bei den Geschwistern, da haben einige nix gesagt (lacht) … andere wiederum haben´s super gefunden!
Interessant war auch, wie Freunde reagiert haben, das hat sich auch ungefähr so aufgeteilt.
Was meinst du mit aufgeteilt?
Naja, manche haben eben weniger gesagt und andere mehr … manche haben es super gefunden. Eine gewisse Eifersucht ist auch Teil des Menschen, das ist absolut menschlich und ganz normal.
Sehr viele nette Komplimente habe ich von Leuten bekommen, von denen ich´s mir nie erwartet hätte, das ist dann viel, viel wichtiger.
Was hat dich eigentlich wieder nach Österreich gezogen?
Seit Jahren habe ich davon geträumt, zu meinen Wurzeln zurück zu kehren. Hier ist ein Teil meiner Familie und das hab ich mir wunderbar vorgestellt. Nachdem die Kinder alle auf den diversen Internaten in England waren, erfüllte ich mir diesen Traum. Ich dachte, jetzt komm ich zurück und alle freuen sich und ich werde ständig eingeladen sein … nix!!!!
Gar nicht?
Nein, nein, aber nicht so wie ich dachte. Ich hab natürlich wunderbare Freunde hier. Aber ich denke fast, dass es für manche eine gewisse Beunruhigung darstellt, wenn jemand nicht dieses doch sehr gleichförmige Leben lebt, das hier unverändert existiert.
Ich bin schon froh, dass ich zurückgekommen bin, weil ich find Wien ist wirklich eine fantastische Stadt. Aber für mich waren das dann doch harte Jahre, da ich in Mailand ein ganz anderes, sehr lebendiges Leben gewohnt war.
Was hast du dir hier konkret anders vorgestellt?
Man findet Neues doch eher nicht so spannend und interessant, wie man das in Italien tut. Ich hab sehr viele, sehr liebe Freunde hier, fantastische Menschen, es sind ja auch nicht alle so … aber wenn man sich zum Beispiel etwas gestylter kleidet, glauben doch viele, man hat etwas Besonderes vor … Nur wenige denken, dass man sich einfach daran erfreuen kann.
Mittlerweile glaube ich allerdings, dass ich schon total Italienerin geworden war. Von 18 an, hab ich 26 Jahre in Italien gelebt, das ist es wahrscheinlich! Und ich denke, die Menschen hier in Wien wissen manchmal gar nicht, was sie mit mir anfangen sollen.
Das ist natürlich eine sehr lange Zeit, vor allem in einem recht wichtigen Alter.
Genau! Ich habe durchaus wunderbare Zeiten hier gehabt. Nur jetzt werde ich nach Mailand zurückgehen, das tut der Italienerin in mir sicher gut.
Was war die glücklichste Zeit in deinem Leben
Ich hatte sehr viel Glück in meinem Leben und bereue auch nichts. Ich hab den Riccardo, einen Italiener, geheiratet und hab drei fabelhafte Kinder, das war alles gut so. Auch wenn ich jetzt geschieden bin, sind wir immer noch in gutem Kontakt für unsere Kinder.
Meine Kindheit am Hummelhof in Oberösterreich war wirklich wunderbar. Mit einer Freundin hatte ich eine schöne Wohnung in London. Mein Leben hab ich wirklich genießen können und alles war damals mit 18 selbstverständlich.
Du hast – endlich – die Schule hinter dir und hast machen können, was du wolltest. Ich bin von Rom nach London, N.Y. und sonst wo hin … es ging einem gut, man hatte überhaupt keine Probleme und viele Freunde.
Dann hab ich meinen Mann kennen gelernt, geheiratet … vielleicht war das die unbeschwerteste, schönste Zeit in meinem Leben.
Ich hab sehr, sehr lange in meinem Leben alles als selbstverständlich angesehen, in meiner Jugend war ich deshalb recht oberflächlich, weil eben alles so einfach war.
Es fehlt mir auch jetzt an nichts, ich kann mich wirklich nicht beklagen.
Aber ich muss kämpfen, selbstverständlich ist alles nicht mehr. Man lernt Dankbarkeit und Demut, und das ist schon schön.