MERAN: CASTEL ODER KUNSTHOTEL?

Wer wünscht sich nicht ein bisschen mediterranes Flair, einen Hauch von Süden, im warmen Wasser zu relaxen, innere Einkehr zu zelebrieren, die Seele baumeln und den Body verwöhnen zu lassen. Dort, wo schon der Adel der k.u.k. Monarchie gerne kurte und über idyllische Promenaden flanierte, in Meran, dem malerischen Südtiroler Städtchen mit dem sanften Klima, fiel meine Wahl bei der „Herbergssuche“ auf das Relais & Château Castel Fragsburg und das Kunsthotel ImperialArt. Auf den ersten Blick total konträr, aber auf den zweiten? Es kommt ganz auf den Geschmack an …

Castel Fragsburg

Nach über sechsstündiger Fahrt und etwas nerviger Wartezeit an der österreichisch-deutschen Grenze peilen wir das erste Ziel, das Relais & Chateau Castel Fragsburg, an. Ein Jagdschloss aus dem 17. Jahrhundert, hoch über dem Talkessel von Meran, das sich wie ein Adlerhorst an einen Felsvorsprung schmiegt und mit dem Leitspruch „Das Glück beginnt wo man die Zeit vergisst“ hohe Erwartungen weckt.

 

VONsociety: Meran, Castel Fragsburg, Terrasse

Die Terrasse schwebt wie ein Adlerhort über dem Tal © Fragsburg

Schon bei der Anfahrt über die romantische Panoramastraße, entlang von Weingärten und Spalierobst, von Serpentine zu Serpentine, bleibt der Alltag mit seinem Stress und seiner Hektik immer weiter zurück. Wenn dann das Ziel auf über 730 Höhenmetern erreicht ist und das Schlösschen mit seinen alten Mauern und rotem Holz grünumrankt vor einem liegt, dann denkt man unwillkürlich an Dornröschen und wo es wohl schlafen mag.

Nach einem freundlichen Grüß Gott gibt es einen Willkommensdrink auf der gläsernen Veranda und einen Snack als Vorgeschmack auf die mit einem Michelin-Stern gekrönte Küche. Am faszinierendsten: die Aussicht. Von hier kann man über Meran bis ins Etschtal schauen. Direkt über dem Steilhang stellt sich das Gefühl zu schweben ein, allerdings ist Höhenangst hier kontraproduktiv.

VONsociety: Meran, Castel Fragsburg-Himmelbett

Himmelbett im verwunschenen Schlossgarten © Fragsburg

Also auf zum Zimmer. Hier gibt es eine Überraschung, denn eines steht fest, im Castel Fragsburg schläft Dornröschen schon lange nicht mehr, sondern ist wachgeküsst und im Trend der Zeit: Weiße Wände, Zirbenholz, klare Formen, hochwertige Materialien, ein schönes, funktionelles Bad, ein paar wenige Antiquitäten – wir sind ja schließlich in einem Schloss – an der Wand schlicht gerahmte Stiche von Landestrachten und Walde-Kunstdrucke. Tirol ist eben überall. Selbstverständlich hat hier jedes Zimmer einen Balkon oder Wintergarten und die Aussicht ist überall gleich traumhaft.

VONsociety: Meran, Castel Fragsburg, Suite Royale

Suite Royale mit Veranda © Fragsburg

Mit 20 Zimmern ist das Fragsburg nicht nur das kleinste Fünf-Sterne-Hotel in den Dolomiten, es beeindruckt auch mit einem Service-, Wellness- und Entspannungsangebot für Verwöhnte. Das Besondere, im ersten „Alcemistic Spa Castellum Natura“ werden die Schönheitselixiere und Seren vor Ort aus biologischen Ölen, frischen Blüten, Kräutern und zellaktivem Perlstaub hergestellt. Im Angebot gibt es zudem Bio- oder Kräutersauna, Dampfbad und Infrarot zum Schwitzen, eine Auswahl von Massagen – von Aroma bis Ayurveda – oder ein Bad im Holzbottich in Rosen, Rosmarin, Algen oder Ziegenmilch, ganz nach Tagesverfassung.

VONsociety: Meran, Castel Fragsburg, Schönheitselixiere, Öle und Kräuter

Schönheitselixiere werden vor Ort hergestellt © Fragsburg

Falls noch immer nicht gänzlich stressbefreit, sollte man das Meditationshäuschen im 10 000 Quadratmeter großen verwunschenen Schlossgarten aufsuchen. Hier können die Gäste unter fachkundiger Anleitung ein Chakra Training, Meditation, ein Klang-Therapiebad oder Yoga absolvieren.

Ob und wie viel Angebot zum Entspannen und Entschleunigen notwendig ist, muss schlussendlich jeder für sich entscheiden. Wir sind nach einer angenehmen Massage durch den Zaubergarten mit seinen Rosenbögen geschlendert, mit einem Drink und einem Buch am Pool in der Sonne gelegen oder haben einfach ins Land geschaut. Wir sind zum Fragsburger Wasserfall spaziert, der 135 Meter durch den Wald in die Tiefe stürzt, der höchste Wasserfall Südtirols und absolut sehenswert ist.

Nur einmal wurden meine Tiefenentspanntheit und das selige Nichtstuns unterbrochen, als aus Gründen des Yin-Yang ein Aufstieg in der Direttissima auf den steilen Berg hinterm Schlösschen anstand … und das im Morgengrauen. Nomen est Omen.

Dafür schmeckte das ohnehin einzigartige Frühstück Royal dann umso großartiger. Ein lukullischer Start in den Tag, der keine Wünsche offenlässt: Prosecco, mediterrane Antipasti, edle Käsesorten, Lachs, Wurst, frischer Prosciutto, ofenfrisches Brot, Marmeladen, Müsli, hausgemachte Mehlspeisen, ein sensationelles Obstangebot, Eier à la carte, zig Teesorten und bester italienischer Kaffee – Herz, was willst du mehr.

VONsociety: Meran, Castel Fragsburg, Frühstück Royal

Ein lukullischer Start in den Tag: Frühstück Royal © Fragsburg

Für den Hunger zwischendurch gibt es im Lunch-Restaurant Lois „gekochte Heimatliebe“ aus der Meraner Region. Das Highlight jedes Gourmets aber findet allabendlich in der Glas-Loggia mit ihrem 180-Grad-Blick statt. Der perfekte Rahmen für die gastronomischen Meisterleistungen von Christoph Terschan, der die Hausgäste täglich mit einem Fünfgang-Dinner à la carte auf höchstem Niveau verwöhnt.

Der 27jährige Executive Chef de Cuisine hat bereits bei den besten seines Fachs gewirkt (beim 2-Sterne Koch Dieter Koschina, Villa Joya, in Portugal und 3-Sternekoch Jonnie Boer, De Librije, in den Niederlanden). Seinen unverwechselbaren Stil zeichnet eine gehaltvolle Fusion aus Alpinem und Mediterranem aus. Er verbindet auf unerhört lustvolle Weise das Bekannte mit dem Unerwarteten und betört damit selbst die erfahrensten Gaumen.

VONsociety: Meran, Castel Fragsburg, Chef de Cuisine Christoph Terschan mit Team

Christoph Terschan mit seinem Team © Fragsburg

Zu Recht zählt das Restaurant Castel Fragsburg zu den 10 besten Südtirols und wurde mit einem Michelin-Stern, zwei Gault Millau Hauben und dem „The World’s Best Wine Award“ ausgezeichnet. Der perfekte Schlummertrunk kann aus 200 Weinen gewählt werden. Nicht einfach, aber machbar, Bettschwere garantiert, denn auch Nichtstun macht müde und Entspannung kann mitunter ganz schön anstrengend sein.

www.fragsburg.com

 

Kunsthotel Imperial Art

Um nicht zu sehr im Dolcefarniente zu versinken, schließlich stand ja auch das Kunsthotel ImperialArt auf der To-do-Liste, ging’s nach einem letzten köstlichen Frühstück die Serpentinen hinunter ins Tal, um Meran unter die Lupe zu nehmen und wieder einmal Stadtluft zu schnuppern.

Die Serpentinen waren sportlich in Bestzeit absolviert, aber der Vorsatz maximal eine Viertelstunde später im ImperialArt einzuchecken, erwies sich doch als etwas zu optimistisch. Meran ist zwar ein kleines, romantisches Städtchen, aber eines mit ausgedehnter Fußgängerzone und einem geradezu teuflischen Einbahnsystem. Und exakt im Zentrum dieses Fußgängerparadieses, versteckt zwischen Straßencafés, 2-Stock-hohen Magnolienbäumen und einer Jugendstilfassade der dezente Eingang zum Kunsthotel. Wir haben ihn jedenfalls erst beim dritten Anlauf entdeckt, als wir, fast am Ende unserer Nervenkraft und unter Missachtung aller Verkehrsregeln, in die Fußgängerzone gefahren und erst durch eine beachtliche Anzahl in der Sonne sitzender Menschen am Weiterfahren gehindert wurden. Exakt beim telefonischen Hilferuf an die Hotelrezeption – die Erkenntnis: unser Auto steht unmittelbar vor dem ImperialArt … und da kam auch schon die Concierge mit einer Lizenz zum Kurzparken und Gepäckausladen.

IA-balkon-Eheim-Mai-2012

Während wir unser Zimmer bezogen und unsere letztendlich erfolgreiche „Herbergsuche“ auf der sonnigen Terrasse mit Prosecco feierten, brachten gute Geister unser Gefährt in die Tiefgarage unter der Therme Meran, um uns eine weitere „Stadtrundfahrt“ zu ersparen. Denn das, wurde uns versichert, gehört im ImperialArt zum Service, ebenso wie der Chip zum Ein- und Ausfahren. Vom Hotel ist die Garage in gemütlichen fünf Gehminuten erreichbar, mit dem Auto und der bereits erwähnten spiralförmigen Annäherung müssen zwanzig Minuten oder mehr einkalkuliert werden.

Einen Vorteil hat das Ganze: Sie ersparen sich eine Stadtbesichtigung, es sei denn Sie wollen ins Detail gehen. Vom Vorbeifahren kennen Sie schon die Therme, das Kurhaus, den Pulverturm, die St. Nikolaus Kirche, Sie haben schon einen Blick in die Laubengasse und auf den Sisi-Weg geworfen, Sie wissen, dass Meran einen Pferderennplatz, drei gut erhaltene Stadttore und viele schöne Villen aus der Zeit der Monarchie hat und es einige Brücken über die Passer gibt.

VONsociety: Meran, Kunsthotel ImperialArt, Coffee Art, Kaffeehaus

Über dem Kaffeehaus entstand das Kunsthotel © ImperialArt

Also Zeit genug, um sich eingehend über das ImperialArt zu informieren, das 2010 eröffnet wurde wohl einzigartig in ganz Südtirol ist. Über dem bereits seit 1923 bestehenden und mehrfach umgebauten Kaffeehaus entstand dank eines innovativen Gesamtkonzepts das erste Kunsthotel der Region. Drei anerkannte Meraner Künstler bekamen hier Gelegenheit, hinter der Jugendstilfassade ihre ganz persönlichen Ideen von kreativem Wohnen zu verwirklichen.

Marcello Jori, Elisabeth Hölzl und Ulrich Egger haben sich Erstaunliches und äußerst Dekoratives einfallen lassen. In neun Kunstzimmern, zwei Penthouse-Suiten und einem Appartement, alle zwischen 25 und 40 Quadratmeter groß, mit Balkon oder Terrasse, lebt der Gast mit und in Kunst.

VONsociety: Meran, Kunsthotel ImperialArt, Suite Thermae

Die Suite Thermae repräsentiert das Element Wasser © ImperialArt

So gibt es eine Gold-Suite und eine Kristallgrotte, im Zimmer Galaxy schaut man vom Bett ins Universum, im Bristol finden sich Originalmöbel aus dem ehemaligen, gleichnamigen Luxushotel in Meran, im Imperial leben die 70ger wieder auf. In Mediterranea, Iron und Aluminium bestimmen bewegte Fernsehbilder, Eisen und Stahl die Räume. Alpine Crystal besticht mit aufwendigen Intarsienarbeiten, einer freistehenden Badewanne und einem Whirlpool am Balkon. Eines eint all diese Kunstzimmer, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Sie haben einfach wundervolle Badezimmer mit großen Wannen, separaten Duschen, wunderbar duftenden Ölen und Kerzen.

VONsociety: Meran, Kunsthotel ImperialArt, Suite Paradies Loft mit Terrasse, Whirlpool

Penthouse-Suite Paradies Loft mit privater Terrasse und Whirlpool © ImperialArt

Das besondere Highlight sind aber die Penthouse-Suiten im obersten Stock mit privaten Panoramaterrassen und Whirlpool. Thermae erinnert mit weiß-lackiertem Fußboden, weiß- und hellblau gestrichenen Wänden, 60er-Jahre Sesseln, großen Glasfronten und einem Outdoor-Whirlpool an das Element Wasser. In der Suite Paradise Loft, großzügig und hell in Pastell und mein absoluter Favorit, führt eine Treppe zur privaten Dachterrasse mit Whirlpool, großem Sonnenbett und einem herrlichen Blick über die Dächer von Meran.

Falls das Plantschen im Privatbereich nicht ausreicht, greifen Sie doch zur vom Hotel perfekt gepackten Badetasche samt VIP-Card und spazieren die fünf Minuten zur Therme Meran, um beim Saunen oder im Pool zu relaxen oder sich mit feinsten Treatments verwöhnen zu lassen. Wem das auch nicht reicht, der wandere auf Sisis Pfaden über die Meraner Promenaden, den Trappeiner Weg oder zur Aktivierung der Fitness über den Tiroler Steig bis nach Dorf Tirol.

Wir haben uns ins Auto gesetzt und bei einer selbstauferlegten kulturellen „Schnitzeljagd“ versucht, möglichst viele Burgen im Umfeld von Meran zu entdecken. Was nicht wirklich schwer ist bei der imponierenden Zahl von sagenhaften zweihundert alten Gemäuern. Dass bei solch kilometerfressenden Aktivitäten auch der Hunger kommt, wen wundert’s. Zwischen 13.30 und ca. 19.00 Uhr hat man allerdings Pech, denn nicht nur im ländlichen Bereich, auch in der Kurstadt ticken die Uhren anders. Hier sind die Gaststätten gnadenlos geschlossen. Ich vermute vor allem um die zahlreichen diätwilligen Touristen, die hierher kommen, um viel Geld für kein Essen zu zahlen, nicht in Versuchung zu führen. Zum Glück gibt’s in Meran genügend herrliche Feinkostläden, die das Überleben sichern und auch im ImperialArt findet sich ein Survival-Package inklusive Wein in jedem Zimmer – Picknick im Bett ist ja auch nicht schlecht.

Das Resumee dieses Wir-besuchen-zwei-Hotels-Trips: Unterschiedlicher kann es nicht sein, es kommt auf die persönlichen Erwartungen und Bedürfnisse an. Für Gourmets, die eine Auszeit vom Alltag suchen, relaxen und entschleunigen wollen und das in einem Ambiente mit Adelstouch, ist das Castel Fragsburg das perfekte Hideaway.

Für Kunstaffine, welche die mittelalterliche Altstadt und das mediterrane Flair Merans erleben aber dennoch in außergewöhnlichem Design à la Meatpacking, N.Y., wohnen möchten, empfiehlt sich fürs Weekend oder einen Zwischenstopp das ImperialArt.

Wie schon gesagt, es kommt ganz auf den Geschmack an.

www.imperialart.it

Newsletter anmelden


NEWSLETTER ANMELDUNG