HANS PETER HASELSTEINER & DIE KUNST

Die Zerschlagung der Sammlung Essl wurde durch sein energisches Eingreifen verhindert, die Westbahn fährt Dank seiner Initiative, der Tiroler Ort Erl wurde mit seiner Unterstützung zum gefeierten Wagner-Festspielort, er rief den höchstdotierten Kunstpreis Österreichs ins Leben und sein soziales Engagement beflügelt die Hilfsorganisation Concordia. Der Industrielle HANS PETER HASELSTEINER, Gründer und Generalbevollmächtigter des STRABAG Konzerns, einer der reichsten Menschen Österreichs, fördert mit großem Herzen Kunst und Künstler ganz ohne pekuniäre Hintergedanken: „Wenn man bei jeder Unterstützung an den Profit denkt, find ich das unmoralisch.“


Schon auf dem Weg zum Interview mit Bautycoon Hans Peter Haselsteiner zeugen am Platz vor der STRABAG Zentrale in der Donau-City drei mächtige Skulpturen des Bildhauers Bruno Gironcoli von der Kunstbegeisterung des Hausherren: „Leider sind sie so groß und sperrig, dass sie draußen bleiben mussten“, bedauert Haselsteiner, „ich liebe die Gironcoli-Skulpturen, weil sie polarisieren und man darüber so herrlich streiten aber auch nachdenken kann. Aber die kleineren haben zumindest Platz in meinen Kristallen!“. Einem Kunst- und Eventraum, wo Interessierte die Privatsammlung Gironcoli-Kristall mit neun Polyesterplastiken sowie die STRABAG Art Collection bewundern können.
In seinem Büro im obersten Stockwerk mit herrlichem Blick auf die Wiener City gehts mit Kunst gleich weiter. Vor allem Zeichnungen und Aquarelle bekannter Künstler schmücken hier und, wie Hans Peter Haselsteiner betont, auch in sämtlichen STRABAG-Niederlassungen, die Wände. Alles Bestände aus dem von ihm ins Leben gerufenen Kunstforum. „Als wir Mitte der 80er Jahre anständige Gewinne machten, fand ich es an der Zeit, einen Teil davon der Kunst zu widmen und so etwas der Allgemeinheit zurückzugeben“.

VONsociety: Hans Peter Haselsteiner, Sammlung STRABAG

Sammlung STRABAG © Farid Sabha

Die Liebe zur Kunst ist dem gebürtigen Tiroler quasi genetisch mitgegeben. „Mein Vater war Architekt und überaus kunstaffin. Seine Bilder hängen heute noch in meiner Wohnung in Bozen, und das“, lacht Haselsteiner, „obwohl er einen Hang zur Romantik hatte und ich zeitgenössische Maler bevorzuge. Vor allem die, die ich persönlich kenne!“

Im Tiroler Bildhauer und Maler Professor Walter Nagel fand der Internatsschüler Haselsteiner einen väterlichen Freund, der sein Verständnis, seine Liebe zur Kunst bestärkte, ihm aber auch die Augen für die oft schwierige Lebenssituation von Künstlern öffnete. „Selbst als ich in Wien studierte, riss unsere Verbindung nie ab“, erinnert sich der Bautycoon, „und als ich ordentliches Geld verdiente, hab ich ihm geholfen über die Runden zu kommen und Ausstellungen organisiert. Durch ihn habe ich die andere Seite der Kunst kennengelernt. Die Boheme bedeutet nur für wenige Künstler ein sorgloses Leben voller Romantik. Für die meisten ist es ein ständiger Kampf um eine halbwegs akzeptable Existenz.“

Nach Abschluss seines Studiums und einer Praxis bei einem Wirtschafts- und Steuerprüfer zog es den Tiroler nach Kärnten, wo er beim Bauunternehmen Isola & Lerchenbauer, der späteren Ilbau, einstieg, die Tochter des Chefs kennen- und lieben lernte und nach dem Tod des Schwiegervaters die Geschäftsleitung übernahm. „Schon damals hat mich der Mangel an bildender Kunst in der Baubranche gestört. Und da man bei der Illbau erfreulicherweise Aquarelle für die Wände brauchte, hab ich daraus ein indirektes Sponsoring durch Ankauf gemacht, und die Bilder natürlich auch gleich überall aufgehängt.“
„In der Anfangszeit“, erinnert sich Hans Peter Haselsteiner schmunzelnd, „war nicht jeder erfreut über diese Beglückung mit moderner Kunst. Da gab’s Proteste und Aufregung in der Belegschaft. Aber die Zeiten ändern sich. Wenn heute gelegentlich umgehängt wird, heisst’s jetzt empört: wo ist mein Bild?!!!“
Aktuell umfasst die Sammlung rund 2.500 Bilder: „Sie beleben immer noch, inzwischen auch in den Konzernländern, weit verstreut die Bürowände. Und es gibt auch eine Wunschliste für die Mitarbeiter, die wir uns bemühen zu erfüllen.“

VONsociety: Hans Peter Haselsteiner, Sammlung Strabag

Sammlung STRABAG © Farid Sabha

Hans Peter Haselsteiner selbst sammelt über die Sammlung. „Ich häng die Bilder auch privat auf, in Wien, in Bozen und am Millstätter See.“ Umhängen, gesteht er, das macht er selten, da kauft er lieber. Bevorzugt bei befreundeten Künstlern wie Anselm Glück, Attersee oder Damisch, um nur einige aus der langen Liste zu nennen.
Zur Förderung junger Künstler rief HPH, wie ihn viele kurz nennen, den STRABAG Artaward ins Leben. Eine unabhängige Expertenjury kürt jährlich den Sieger unter den eingereichten Arbeiten aus drei variierenden europäischen Ländern und Österreich, der/die sich dann über den wohl höchstdotierten grenzüberschreitenden Kunstförderungspreis für Künstler bis 40 Jahre in den Bereichen Malerei und Grafik freuen darf.
Durch sein Einschreiten und eine 60 prozentige Beteiligung rettete Hans Peter Haselsteiner in letzter Minute die Sammlung Essl vor dem Ausverkauf und bewies damit einmal mehr echtes Mäzenatentum. „Man muss nicht immer ein Geschäft machen“, ist er überzeugt. „Es ist auch ein Gewinn, wenn eine Sammlung nicht durch Zerschlagung entwertet wird. Zudem hätten dann auch rund drei Dutzend Künstler, die ich persönlich kenne, eine schwere Zeit gehabt und das muss ja nicht sein.“

HPH Zitat

Auch der Tiroler Passions- und Festspielort Erl kann sich glücklich schätzen, dass HPH ein umfassend vielseitiger Kunstbegeisterter ist. Dass er seinem Traum vom Festspiel-Highlight mit Wagner-Schwerpunkt immer näher rückt, hat Maestro Gustav Kuhn, Leiter der Festspiele, Dirigent, Regisseur und Intendant in Personalunion, einem Zufall zu verdanken. „Vor elf Jahren“, erinnert sich Hans Peter Haselsteiner, „war ich mit meiner Frau in Bayreuth und nach vielen Stunden Wagner hab ich zu ihr gesagt, jetzt ist Schluss, jetzt mach ma Pause. Aber sie meinte, dass wir jetzt nach Erl fahren, zum Vergleich sozusagen. Ja und nach der Walküre hab ich mir auch noch die Götterdämmerung gegeben. Und dann“, lacht der Wagner-Fan, „war ich im Banne des Meisters und kam mit Gustav Kuhn ins Gespräch. Er war sehr überzeugend und so ist eine Freundschaft entstanden.“
Seit 2013 hat Erl nun ein neues Opernhaus, in das Haselsteiner 36 Millionen Euro investierte. „Wenn die Tiroler Festspiele dauerhaft bestehen sollen, war diese Investition einfach notwendig“, ist Festspielpräsident Haselsteiner überzeugt „mit dem neuen Haus sind wir jetzt zweisaisonal und die Künstler haben optimale Arbeitsbedingungen. Und das hört man dann auch.“ Wagners Ring zählt zum Standardprogramm der Erler Festspiele ebenso wie ein bis zwei Wagneropern aber auch Belcanto, Lieder- und Konzertabende. Auf meine Frage, ob er Einfluss aufs Programm nehme, lacht HPH: „Sagen wir’s so: Maestro Kuhn stimmt’s ab und ich geb dazu meinen Segen!“

Seine letzte STRABAG-Hauptversammlung 2013 war beileibe kein Schlussstrich für Hans Peter Haselsteiner: „Ich bin Generalbevollmächtigter so lange wie’s mich freut!“ Für die Auslastung seines Terminkalenders sorgt auch die 2008 gegründete Westbahn, an der er mittlerweile 49,9 Prozent hält. „Die Idee war verrückt genug, dass ich sie aufgegriffen habe und zudem bin ich zutiefst überzeugt, dass es einen privaten Anbieter in Österreich geben muss, der auch aus Österreich kommt“. Und er gibt ordentlich Gas. Mit zehn neuen Zügen soll die Westbahn ab 2017 vom Wiener Westbahnhof und vom Hauptbahnhof im Stundentakt von Wien nach Salzburg und retour düsen und dem Intercity ordentlich Konkurrenz machen. Hans Peter Haselsteiner ist zuversichtlich, dass das auch gelingt: „Unsere Züge sind bequem, hochmodern, schnell und von hoher Qualität. Wir sind kein Konkurrent für den Nahverkehr sondern für die Langstrecke und das kommt letztlich den Reisenden zugute.“

Dass sich der Industrielle großzügig für die Unterstützung der Ärmsten engagiert ist weniger bekannt: So ermöglichte er den Ausbau von 16 Wohngemeinschaften im VinziRast-Corti-Haus in Wien, seine Privatstiftung  finanzierte zur Hälfte die Sozialzentren für notleidende Menschen von Pater Sporschill in Moldawien und er rettete 2008 das Flüchtlingsprojekt von Ute Bock durch eine Großspende vor dem Konkurs. „Zu helfen, das bedeutet auch eine große Verantwortung, aber es ist ein freudenspendendes Engagement und man bekommt im Gegenzug Dankbarkeit und bewirkt etwas.“

Bekannter ist da schon Hans Peter Haselsteiners TV-Präsenz in der Puls 4 Start-up-Show 2 Minuten 2 Millionen. „Bei der ersten Staffel bin ich nur einmal in der Schlussjury gesessen, weil ich jemanden einen Gefallen schuldig war“, verrät HPH. „Dann hat man mich gebeten bei der nächsten Staffel  in der Investoren-Jury zu sein. Da war ich noch skeptisch. Aber die Kandidaten sind teilweise sehr interessant und haben tolle Ideen. Ich bin mir sicher, dass einiges Erfolg haben wird, auch wenn wir’s nicht unterstützen. Also ja, das nächste Mal im Herbst bin ich wieder dabei!“

Bleibt bei so viel Engagement in Business, Kunst und Philanthropie überhaupt noch Zeit für die Freizeit? Und falls ja, wo verbringt er sie? „Die meiste Zeit“, lacht HPH „verbringe ich immer noch in der Luft, weil da komm ich am schnellsten überall hin! Aber ich liege gerne am Millstätter See in der Sonne, geh wandern in Südtirol und zum Spaß Schi fahren.“ Nur auf einen Personal Trainer verzichtet der Mann, der sich „fast“ alles leisten kann liebend gerne. „Das ist heute so was wie ein Statussymbol, so wird aus Spaß Qual – und das brauch ich nicht!“

www.strabag-artaward.at
www.tiroler-festspiele.at

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